1. Wann und zu welchem Zweck wurde der Verein gegründet?
Der Partnerschaftsvertrag zwischen der Stadt Ladenburg und der heutigen Region Garango in Burkina Faso besteht seit 1983. Ladenburg ging mit dieser Verbindung zu einem sogenannten Entwicklungsland gegenüber anderen deutschen Städten und Gemeinden, die damals Partnerschaften vor allem mit englischen oder französischen Kommunen eingingen, einen besonderen Weg. Die Beweggründe finden Ausdruck in der Partnerschaftsurkunde, in der es auszugsweise heißt: “Ziel ist es, die Begegnung und den Erfahrungsaustausch auf kulturellem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet zu fördern, damit Verständnis, gegenseitige Achtung und Freundschaft zwischen der Bevölkerung von Garango und Ladenburg entsteht und so der Weg zum Vertrauen unter den Völkern aller Nationen geebnet wird.” Die konkreten Zwecke der Partnerschaft sind laut Vereinssatzung u. a.: die Pflege der Beziehung zu Garango und die Verbesserung der Lebensgrundlagen in der Partnerregion durch Sammlung von Spenden für Projekte, die Förderung von partnerschaftlichen Begegnungen und die Beratung aller an der Partnerschaft interessierten Menschen und Organisationen.
2. Was waren die erfolgreichsten Projekte in der bisherigen Vereinsgeschichte?
Neben zahlreichen anderen Themen widmet der Garangoverein seine ganz besondere Aufmerksamkeit von Anfang an der Förderung der Bildungschancen in der westafrikanischen Region. Konkret wurden durch die Initiativen des Garangovereins bis heute 21 Schulbauprojekte auf den Weg gebracht und deren Finanzierung sichergestellt. Die Zielsetzung bei der Erstellung oder Sanierung von Schulen ist aber bei weitem noch nicht erreicht. Dies gilt auch hinsichtlich der Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Situation, besonders zur Herstellung einer ausreichenden Wasserversorgung für die Menschen und die Landwirtschaft in Garango. Die Finanzierung von zahlreichen Brunnen zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und zur Bewässerung von Gärten und Feldern zum Anbau von Gemüse, Reis und anderen Nahrungsmitteln hat, einschließlich der Sanierung eines großen Stausee-Damms, in den zurückliegenden 37 Jahren aber doch schon spürbar Abhilfe geschaffen. Ein großer Schwerpunkt der gemeinnützigen, ehrenamtlichen Arbeit des Vereins besteht in der Gründung und der Pflege von Patenschaften zugunsten von Waisen, Halbwaisen und auch sonst bedürftigen Kindern in Garango. Im Rahmen von über 1.400 Patenschaften wird der Schulbesuch durch Finanzierung des Schulgelds und der Lernmittel ermöglicht und wird für eine Mittagsmahlzeit an der Schule, oft die einzige Mahlzeit der Kinder am Tag, gesorgt.
3. Wie wird der kulturelle Austausch zwischen Bürgern von Garango und Ladenburg gefördert?
Die Partnerschaft lebt neben der elementar wichtigen Unterstützung Garangos in vielfältiger Hinsicht vor allem auch durch die gegenseitigen Begegnungen der Menschen mittels der Besuche von Delegationen aus Garango und aus Ladenburg. Ein afrikanisches Sprichwort besagt schließlich: “Bäume können sich nicht begegnen, nur Menschen können dies.” Maßgeblich dabei ist, dass diese Begegnungen aus den beiden unterschiedlichen Kulturen auf Augenhöhe und in gegenseitigem Respekt stattfinden. Dies wird auch genau so gelebt. Zwischen dem engagierten Partnerschaftskomitee in Garango und dem Ladenburger Verein sind ständig Informationen über das Geschehen in den beiden Partnerschaftsgebieten im Austausch. Gelegenheit, sich über Garango zu informieren und der Ladenburger Bevölkerung die Kultur der Partnerregion zu präsentieren, bietet sich besonders gut bei verschiedenen Veranstaltungen in Ladenburg über das Jahr hinweg, so beim Garangotag, beim Afrikatag, beim Altstadtfest und beim Garango-Frühschoppen im Rahmen des Weihnachtsmarkts. Dieses Jahr musste auf diese Veranstaltungen verzichtet werden; dafür gab es zuletzt bei einem kleinen, aber feinen Adventsbasar die Möglichkeit, der Kultur der afrikanischen Freunde zu begegnen und ihre Kunst zu erwerben. Ein permanent eindrucksvolles Beispiel der Kunst aus Burkina Faso zeigt die von einem der besten Künstler des Landes, Jean-Luc Bambara, geschaffene Bronze-Skulptur in der Ladenburger Deichwiese unterhalb des Lobdengau-Museums.
4. Wie erleben die Bürger in Garango die Corona-Pandemie?
Im März wurde auch in Burkina Faso der erste Infektionsfall registriert. Seitdem wurden landesweite Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Das Partnerschaftsgebiet Garango blieb bisher zum Glück weitgehend von einer Pandemie verschont. Auch die dortige Bevölkerung spürt allerdings aufgrund der verhängten restriktiven Maßnahmen die wirtschaftlichen Folgen der Krise. Auf der sozialen Ebene haben die Maßnahmen wie bei uns zu einer starken Einschränkung des gewohnten Alltags geführt. Es wurden in Garango Initiativen zur Abwehr des Virus ergriffen; allerdings mangelte es sehr an der nötigen Grundausstattung hierfür. Der Ladenburger Partnerschaftsverein hat diese Vor-Ort-Sofortmaßnahmen mit der Überweisung von 13.000 Euro unterstützt, womit die Verteilung von Handwaschbecken, die Verteilung von Seifen und Desinfektionsmitteln, die Anschaffung von Schutzmasken, sowie die dringend nötige Verteilung von Nahrungsmitteln an Bedürftige finanziert werden konnte. Überwiesen wurde zusätzlich noch der Betrag von 3.100 Euro für das vorbildliche, auf Garango bezogene Projekt einer Kampagne zur verstärkten Aufklärung und Information der Bevölkerung über den Corona-Virus, über die zwingend einzuhaltenden Hygienemaßnahmen sowie über die Beachtung der Regeln zu den gebotenen Verhaltensweisen.
5. Welches Projekt wird mit den Spendengeldern aus der Ladenburger-Weihnachtsgutscheinaktion bezuschusst?
Der Garangverein freut sich sehr über die Chance, mit der Weihnachtsgutschein-Aktion der Stadt Ladenburg dringend benötigte weitere finanzielle Unterstützung zu erhalten. Es stehen zahlreiche große, aber auch kleine Projekte auf unserer Handlungs-Agenda, zu deren Realisierung die zusammen kommende Geldsumme beitragen könnte:
• Fortsetzung der Schulung der Eltern von Schülerinnen und Schülern der Schwerhörigenschule in Gebärdensprache, was für die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern im Sinne eines schulischen Lernerfolgs elementar wichtig ist.
• Zur Unterstützung der schulischen Bildung ist die Errichtung von doppelseitigen Wänden mit Schreibtafelanstrich als Lerninseln in Schulhöfen sehr sinnvoll.
• Wenn von der Geldsumme dann noch etwas übrig sein sollte, könnte damit die Basis für die Finanzierung eines weiteren Trinkwasserbrunnens gelegt werden.
6. Welche Möglichkeiten zur Mitarbeit und Unterstützung bietet Ihr Verein?
Das ist mit wenigen Worten zu beantworten: Werden Sie Mitglied im Verein für 16 € pro Jahr pro Person, übernehmen Sie eine oder gar mehrere Patenschaften für 70 € je Kind im Jahr, öffnen Sie Ihren “Geldbeutel”, gerne auch zweckgebunden, für anstehende Projekte, bieten Sie Ihre Mithilfe bei den verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen des Vereins in Ladenburg an. Der Garangoverein und mit ihm die Partnerschaft ist dankbar für jegliche Förderung der segensreichen Arbeit.
Vielen Dank für das Interview Frau Liebrich. Wir wünschen ihnen auch weiterhin viel Erfolg auf Ihrem Weg und noch viele weitere tatkräftige Unterstützer.
Mehr Informationen zum Garangoverein und der Arbeit des Vereins erhalten Sie im Internet unter: www.garangoverein.de