Herr Müller, seit wann gibt es die Lobdengau Brauerei in Ladenburg und was schätzen Sie an der Stadt als Standort?
Das Unternehmen gibt es seit 2007, aber auch schon davor habe ich mit einem Freund im privaten Rahmen immer mal gerne 100 Liter gebraut. Irgendwann kam die Idee auf, das Bier auch mal beim Ladenburger Altstadtfest an einem eigenen Stand auszuschenken. Allerdings wurde uns relativ schnell klar, dass wir mit unserem 100-Liter-Kessel schon im Februar hätten anfangen müssen zu brauen, um im Herbst genügend Bier für den Verkauf zu haben (lacht). Deswegen haben wir dann einen 400-Liter-Kessel und weiteres Equipment erworben, vier oder fünf Sude gebraut und waren beim Altstadtfest 2007 am Sonntag um 14:05 Uhr bereits komplett ausverkauft. Die Standortfrage hat sich nie gestellt, da ich in Ladenburg aufgewachsen bin, mich hier regional sehr verbunden fühle und das Ganze beim Altstadtfest ins Rollen gekommen ist, konnte die Brauerei nirgendwo anders sein als hier.
Was macht das Lobdengau Bier einzigartig?
Es ist ein handwerklich gebrautes Bier, bei dem wir ausschließlich regionales Malz verwenden. Das Pils schmeckt eher herb, aber besitzt dennoch einen ordentlichen Körper und das Weizen ist recht fruchtig, hat fast schon ein Bananenaroma. Aber letztendlich entscheidet der Konsument, ob es für ihn persönlich einzigartig ist – die Beurteilung überlasse ich jedem selbst. (lacht)
Regional sind Sie mittlerweile gut vertreten. In welchen Gaststätten und bei welchen Festen kommt man in den Genuss von Bier der Lobdengau Brauerei?
Von unserem Standort, dem Rosenhof, ausgehend kommt zuerst das Schützenhaus, dann in der Hauptstraße das Ni Hao und etwas weiter Die Zwiwwel und natürlich der Goldene Löwe, sozusagen die Brauereigaststätte. Das war die erste Gaststätte, die wir beliefert haben und die aktuell auch unser größter Abnehmer ist. Dazugekommen ist nun noch in Rippenweiher der Pflug und in Weinheim das Restaurant bistronauten. Die Olive in Ladenburg vertreibt auch unser Flaschenbier und außerdem sind wir natürlich mit einem Stand bei sämtlichen Stadtfesten vertreten.
Welches Bier in Ihrem Sortiment wird am häufigsten gekauft und warum?
Die Nummer eins ist natürlich unangefochten das Pils und dann haben wir eben immer wieder auch Spezialsorten.
Seit einigen Jahren ist der Craft-Beer-Markt am boomen. Brauen Sie auch Biere in diesem Segment?
Ja, wir machen auch saisonale Biere, wie zum Beispiel das India Pale Ale, das hat sich eigentlich schon fast als feste Marke etabliert. Das braue ich in Kooperation mit einem Kollegen aus Weinheim – hier an unserem Standort. Mit meinem Kollegen kreiere ich auch sonst immer mal wieder die eine oder andere Spezialität.
Welches Bier aus Ihrem Sortiment schmeckt Ihnen persönlich am besten bzw. was wäre Ihr Geheimtipp?
Bier ist für mich stark anlassbezogen. Deswegen kann ich gar nicht sagen, welches mir am besten schmeckt. Es gibt Momente, da passt Weizen am besten – ein anderes Mal ist es eben Pils. Wer überwiegend Pils bevorzugt, dem würde ich allerdings das India Pale Ale zum Testen an Herz legen.
Die eigene Brauerei ist mit Sicherheit Traum vieler Braumeister. Welche Ziele haben Sie für die Zukunft der Brauerei hinsichtlich der Markt- und Produktentwicklung?
Ich möchte in die Logistik und die Technik im Flaschenbier-Segment investieren und noch die eine oder andere Gaststätte dazugewinnen. Letztendlich setze ich auf ein langsames und organisches Wachstum, das aus meiner Sicht aber auf den regionalen Raum begrenzt ist.
Was hat Sie dazu bewogen die Initiative zur Rettung des Ladenburger Altstadtfests 2020 zu unterstützen?
Die Anfrage kam vor ein paar Wochen. Ich fand die Initiative sehr interessant und das Konzept schlüssig. Als mittlerweile fester Bestandteil des „regulären Altstadtfests“, darf das Bier der Lobdengau Brauerei natürlich auch nicht bei der diesjährigen Feier daheim fehlen. Deswegen war für mich schnell klar, dass ich mich beteiligen möchte und ich freue mich sehr, wenn die Aktion am 12. und 13. September erfolgreich stattfinden kann.
Welche drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie sich lokal verbunden fühlen?
Mein Geschäftsmodell ist sehr auf persönliche Kontakte ausgerichtet. Ich denke, heute spielt Regionalität beim Einkauf auch wieder eine größere Rolle. Die Leute möchten wissen, wo die Produkte herkommen, wer sie macht und was darin ist und ich kann meinen Kunden all diese Fragen persönlich beantworten. Ich sehe aus dem Grund auch nur begrenzte Expansionsmöglichkeiten. Mein Unternehmenserfolg hängt stark vom Lokalbezug und meinen persönlichen Kontakten ab ¬– das ist ja nur bis zu einer gewissen Größe möglich.
Hand aufs Herz: Jeder hat einen Lieblingsladen – sei es der ortsansässige Metzger, eine gut sortierte Buchhandlung oder eine urige Kneipe. Welches Geschäft in Ladenburg (ausgenommen natürlich von Ihrem Laden/Geschäft), wollten Sie nicht missen und warum?
Ich bin bei allen meinen Kunden gerne zu Gast und lege auch Wert darauf bei allen immer mal wieder Essen zu gehen oder ewas zu trinken. Ansonsten, wenn ich tatsächlich eines hervorheben muss, möchte ich tatsächlich mein Feierabendbier im Löwen nicht missen.