Totaler Dienstausfall – die Corona-Krise trifft die Schaustellerbranche hart. Susanne Lederer-Metz leitet das traditionelle Familienunternehmen „Süßwaren Metz“ in dritter Generation. Ein Teil der heutigen Stammkundschaft deckte sich bereits am Verkaufswagen ihrer Großeltern auf Volksfesten in der Region mit Schaumküssen und gebrannten Mandeln ein.
Frau Lederer, seit wann gibt es Metz Süßwaren in Ladenburg und was schätzen Sie an der Stadt als Standort?
Meine Ur-Urgroßeltern und Urgroßeltern waren schon Schausteller mit Fahrgeschäften und hatten ihr Zuhause in Ladenburg. Meine Großeltern, auch hier wohnhaft, haben Ende der vierziger Jahre mit einem reisenden Süßwarengeschäft angefangen. Meine Eltern stiegen in den siebziger Jahren mit ein und ich entschied mich nach meinem Abitur und meiner Ausbildung zur Bankkauffrau 1988 auch für das Familienunternehmen. Zurzeit leite ich den Betrieb zusammen mit meiner Mutter. Das rege Kultur- und Vereinsleben in Ladenburg mit seinen zahlreichen Festen ermöglicht es uns, unsere Verkaufsanhänger oft direkt hier aufstellen zu können. Auch als Ausgangspunkt für unsere anderen Standplätze ist Ladenburg ideal gelegen.
Was macht Metz Süßwaren einzigartig?
Neben der Qualität und Frische unserer Produkte macht uns unsere lange Familientradition einzigartig. Wir besuchen zum Großteil noch die gleichen Gemeinden wie meine Großeltern und kennen unsere Kunden nun schon über Generationen hinweg. Bei uns wird nicht nur eingekauft, sondern auch immer noch ein ausgiebiges „Schwätzchen“ gehalten.
Sie sind normalerweise sehr viel Unterwegs. Bei welchen Gelegenheiten und bei welchen Festen kommt man in den Genuss von Ihren Süßwaren?
Wir starten im März mit dem Mathaisemarkt Schriesheim und bleiben eigentlich das ganze Jahr in der Region. In Handschuhsheim, Dossenheim, Leutershausen, Edingen, Sandhausen und Viernheim finden noch sehr traditionelle Kerwen mit teils urigen Bräuchen statt. In Ladenburg kann man uns auf dem Fischerfest, der Kerwe, dem Drachenboot-Event, dem Altstadtfest und dem Weihnachtsmarkt antreffen.
Welcher Artikel in Ihrem Sortiment wird am häufigsten gekauft und warum?
Wir haben viele Stammkunden, die unser Warensortiment sowohl aus unserer Eigenproduktion als auch von ausgewählten Herstellern schätzen. Meistverkauft sind wohl unsere Schaumküsse. In keinem Supermarkt bekommen Sie einen einzelnen und so frischen Schaumkuss wie bei uns. Daneben werden auch unsere verschiedenen Sorten, an täglich frisch gebrannter Nüsse gerne gekauft. Wir verwenden nur spanische Mandeln, die den preisgünstigeren kalifornischen Mandeln aromatisch überlegen sind. Wir achten auch auf eine dünne Zuckerschicht. Unsere Kunden kommen immer wieder, weil sie bei uns mehr Mandel als Zucker in der Tüte haben.
Welche Süßware aus Ihrem Sortiment schmeckt Ihnen persönlich am besten bzw. was wäre Ihr Geheimtipp?
Meine Vorlieben verändern sich von Zeit zu Zeit. Gerne greife ich bei unseren Dessert-Stangen zu. Mein Favorit ist aktuell die Schwarzwälder-Kirsch-Stange. Ebenso nasche ich von den Chili-Mandeln. Aber eigentlich lacht mich auch alles andere immer mal wieder an. (schmunzelt)
Die Volksfeste verändern sich immer mehr – werden lauter, schneller, teurer. Wie erleben Sie diese Entwicklung?
Ich weiß von der Entwicklung, erfahre sie aber nicht selbst, da wir so große Volksfeste nicht bereisen. Ich bin froh darüber, dass wir uns in der Region aufhalten können. Für die wirklich großen Ereignisse, wie das Münchner Oktoberfest, wird es noch eine Zukunft geben. Diese Feste werden auch von internationalem Publikum besucht. Sorgen machen eher die Volksfeste mittlerer Größe, die beim Wettbewerb um immer bessere Attraktionen nicht mehr mithalten können. Deshalb fahren wir diese mittleren Feste schon länger nicht mehr an. In den letzten Jahren versuchen wir uns verstärkt auf Events oder Vereinsveranstaltungen einzubringen.
Wie meistern Sie die aktuelle Corona-Situation? Was bedeutet die Krise für Sie beruflich?
Totaler Verdienstausfall – das bedeutet Die Corona-Situation für die Schaustellerbranche. Viele Gemeinden sind bemüht zu helfen und bieten Standplätze an. So ermöglicht auch uns die Stadt Ladenburg samstags gegenüber des Wasserturms unseren kleinen Verkaufswagen zu öffnen. Ein Tropfen auf einen heißen Stein, aber besser als nichts. Ansonsten ruht unser Betrieb, einen Mitarbeiter mussten wir entlassen. Die letzte anständige Einnahme hatten wir auf dem halben Mathaisemarkt in Schriesheim im März. Wir hoffen noch auf den Weihnachtsmarkt, aber die Hoffnung schwindet. Unsere Familie kann zum Glück noch auf den Verdienst meines Mannes zurückgreifen, der nicht am Schaustellerbetrieb beteiligt ist. Wir sind also nicht, wie leider viele unserer Kollegen, gänzlich ohne Einkommen.
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft für sich und Ihr Geschäft?
Da keins meiner drei Kinder die Familientradition fortsetzen wird, habe ich keine großen Ziele mehr. Mein Geschäft macht mir Freude und ich möchte den derzeitigen Standard noch bis zu meiner Rente erhalten. Auf der Suche nach dem ein oder anderen neuen Fest, das wir bereisen können, sind wir immer. Wir haben einen neuen Verkaufsanhänger in Auftrag gegeben. Das neue Geschäft wird es uns ermöglichen, unser Sortiment und die Produktion unserer Artikel von zwei Verkaufsanhängern in einem unterzubringen. Technische Neuerungen im Aufbau als auch bei der Produktion werden uns den Betrieb erleichtern.
Was hat Sie dazu bewogen die Initiative zur Rettung des Ladenburger Altstadtfests 2020 zu unterstützen?
Ich fühle mich meiner Stadt sehr verbunden und schätze gerade die Vereinsarbeit sehr. Meine Kinder und ich sind in etlichen Vereinen Mitglied und bei vielen Vereinsveranstaltungen dürfen wir mit unserem Wagen etwas verdienen. Indem wir uns zu einem ermäßigten Preis mit unseren Mandeln an der Box beteiligen, können wir den Vereinen helfen und haben auch einen kleinen Verdienst.
Welche drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie sich lokal verbunden fühlen?
Lokal verbunden fühle ich mich, wenn ich hier ein schönes Zuhause habe, Familie und Freunde hier sind und ich einfach die Mentalität der Menschen in der Region mag.
Hand aufs Herz: Jeder hat einen Lieblingsladen – sei es der ortsansässige Metzger, eine gut sortierte Buchhandlung oder eine urige Kneipe. Welches Geschäft in Ladenburg (ausgenommen natürlich von Ihrem Laden/Geschäft), wollten Sie nicht missen und warum?
Ich mag die Gastronomie in Ladenburg. Wir haben hier viele gute Lokale, sodass man nicht in die Ferne schweifen muss. Aber – Hand aufs Herz – festlegen auf eine Gaststätte kann ich mich nicht. (lacht)